Wissen
Strafgesetzbuch
Sexueller Missbrauch an Kindern unter 14 Jahren ist im Strafgesetzbuch klar definiert (§ 176 ff. StGB). Dazu gehören alle sexuellen Handlungen, die ein Erwachsener an oder vor einem Kind durchführt oder das Kind dazu nötigt, diese durchzuführen. Auch das Zeigen pornographischer Fotos oder Filme gehört dazu und ist ein Straftatbestand.
Häufigkeit von sexuellem Kindesmissbrauch in Deutschland
Die polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) des Bundeskriminalamtes verzeichnete 2018 insgesamt 14.606 Anzeigen wegen Kindesmissbrauchs. Diese Zahlen spiegeln nur das „Hellfeld" wider. Im Bereich sexuelle Gewalt sind die Delikte des sexuellen Missbrauchs von Kindern nach den §§ 176, 176a und 176b um 6,43 Prozent gestiegen. Insgesamt waren 14.606 Kinder von sexueller Gewalt nachweislich betroffen. Das sind 40 Fälle von denen die Polizei täglich Kenntnis erlangt. Das sogenannte „Dunkelfeld", die Fälle, welche nicht zur Anzeige gebracht werden, wird von unterschiedlichen Instituten drei bis fünf Mal so hoch eingeschätzt.
Wer sind die Täter und Täterinnen?
Sexueller Missbrauch findet in etwa 80 bis 90 Prozent der Fälle durch Männer und männliche Jugendliche statt, zu etwa 10 bis 20 Prozent durch Frauen und weibliche Jugendliche. Dies bestätigen auch internationale Studien.
Missbrauchende Männer stammen aus allen sozialen Schichten, leben hetero- oder homosexuell und unterscheiden sich durch kein äußeres Merkmal von nicht missbrauchenden Männern. Über missbrauchende Frauen wurde in Deutschland bislang wenig geforscht. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sexueller Missbrauch durch Frauen seltener entdeckt wird, weil solche Taten Frauen kaum zugetraut werden.
Motive der Täter und Täterinnen
Es gibt kein einheitliches Täterprofil. Verschiedene Ursachenmodelle betonen unterschiedliche Faktoren, die dazu führen, dass jemand Kinder oder Jugendliche missbraucht. Ein wesentliches Motiv ist der Wunsch, Macht auszuüben und durch die Tat das Gefühl von Überlegenheit zu erleben. Bei einigen Tätern und wenigen Täterinnen kommt eine sexuelle Fixierung auf Kinder hinzu (Pädosexualität).
Die in der Öffentlichkeit anzutreffende Formulierung „Das sind ja alles Kranke!" ist jedoch falsch. Sie kann zudem bei Kindern und Jugendlichen Mitleid auslösen und von ihnen so verstanden werden, dass der Täter oder die Täterin nicht wirklich für seine/ihre Tat verantwortlich sein kann.
Wo findet Missbrauch statt?
Sehr wenige Täter und Täterinnen sind den betroffenen Kindern oder Jugendlichen wirklich fremd. Aus der Perspektive der Täter und Täterinnen ist es viel einfacher, auf bestehende Vertrauens-, Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse zu bauen, als einen Kontakt zu fremden Kindern oder Jugendlichen herzustellen.
Missbrauch im sozialen Nahraum / der Familie
Sexueller Missbrauch findet deshalb vor allem im nahen sozialen Umfeld der Kinder und Jugendlichen statt. Hierzu gehören der Freundes- und Bekanntenkreis der Familie, die Nachbarschaft, die Verwandtschaft und auch die Familie selbst.
In vielen Fällen besteht ein Vertrauensverhältnis, in manchen Fällen ist das Kind oder die bzw. der Jugendliche dem Erwachsenen innig verbunden. Diese Nähe und das Vertrauensverhältnis wird vom Täter oder von der Täterin ausgenutzt, die meisten Mädchen und Jungen sind ahnslos – sie spüren zunächst keine Gefahr und können sich deshalb kaum schützen.
Bei innerfamiliärem Missbrauch ist es für nicht missbrauchende Elternteile und andere Familienmitglieder oft schwer, die Taten wahrzunehmen. Sexuellen Missbrauch trauen die meisten Menschen eher Außenstehenden als den Angehörigen zu. Je näher der Täter oder die Täterin dem Kind oder Jugendlichen steht, desto schwieriger ist es für die Betroffenen, sich aus den Macht- und Abhängigkeitsstrukturen zu lösen und sich Hilfe zu holen. Gerade in Fällen, in denen der Täter oder die Täterin hohes Ansehen bei den Eltern genießt oder eine Respektsperson für oder in der Familie ist, können sich Mädchen und Jungen kaum vorstellen, dass ihnen geglaubt wird und dass sie Unterstützung erhalten.
Missbrauch in Institutionen
Auch Bildungs-, Freizeit- und Sporteinrichtungen, in denen sich Kinder und Jugendliche aufhalten, sind Orte, an denen sexueller Missbrauch stattfindet. Potenzielle Täter und Täterinnen wählen häufig pädagogische oder therapeutische Berufe oder (ehrenamtliche) Betätigungsfelder, in denen es möglich ist, sich Kindern und Jugendlichen leicht und auch dauerhaft zu nähern. Sie nutzen die Autorität aus, die ihnen in anerkannten – etwa pädagogischen, sportlichen oder religiösen – Einrichtungen zukommt, und profitieren von dem Vertrauen, das Eltern ihnen entgegenbringen.
Quelle: UBSKM