Wissen
Sexuelle Gewalt wirkt i. d. R. traumatisierend und legt sich wie ein Schleier über alle zukünftigen Beziehungen der Betroffen. Je früher und wirksamer Kinder und Jugendliche eine fachspezifische Unterstützung erhalten, desto besser lassen sich die Folgen der Gewalt begrenzen.
Gewalt in der Kindheit ist, wie alle nationalen und internationalen Studien zeigen, ein maßgeblicher Risikofaktor für fortgesetzte Gewalt (als Täter*in und/oder Opfer) in der Jugend und im Erwachsenenleben.
Um zu überleben, spalten manche Betroffene die unerträglichen Erfahrungen ins Unterbewusstsein ab. Diese können nach Jahren oder Jahrzehnten wieder ins Bewusstsein zurückkehren. Betroffene vertrauen sich aus unterschiedlichen Gründen nicht an. Viele sprechen bewusst mit niemandem über die Gewalt, die ihnen widerfahren ist. Beispielsweise aus Scham, weil eine Vertrauensperson fehlt, welcher dies zugemutet werden kann, weil die Erinnerung schmerzhaft ist oder sie es sich selbst nicht glauben können. Betroffene leiden teils unter psychosomatischen Störungen oder es zeigen sich Probleme in Beziehungen, am Arbeitsplatz usw. Die Folgen eines Traumas können sich in allen Lebensbereichen auswirken.
Die spezialisierte Fachberatungsstelle des Vereins Netz gegen sexuelle Gewalt e.V. in Weilheim hat ihr Beratungsangebot mit einer Förderung des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales im Jahr 2019 ausbauen können. Erwachsene, welche von sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend betroffen waren, können sich nun auch an die Beratungsstelle wenden. Die Erweiterung des Beratungsangebotes stützt sich auf eine aktuelle Studie mit dem Ergebnis, dass ungefähr jede*r achte Erwachsene in Deutschland sexualisierte Gewalt in ihrer/seiner Jugend erlebt hat. Die WHO schätzt, dass in Deutschland eine Million Kinder von sexueller Gewalt betroffen waren oder sind. (Quelle BKSF)